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Gas vom Meeresboden

Mit 27 Jahren Chemie-Ingenieurin beim deutschen Marktführer für Unterwassersensorik? Und das trotz des scheinbaren Umwegs über Berufsausbildung und nachgeholtem Fachabitur?

Nadja Kinski hat es geschafft und forscht bei der CONTROS Systems & Solutions GmbH nach der optimalen Membran für den Einsatz in 6000 Metern Tiefe. Dabei wollte sie eigentlich Meeresbiologin werden.

Ganz nah am Kindheitstraum
Nach der Grundschule entschied Nadja Kinski sich gegen das Gymnasium und für die Realschule. Ihre Mittlere Reife erhielt sie mit der Note 1,3. "Das war natürlich klasse, aber bei einem so ausgewogenen Zeugnis war es schwierig zu entscheiden, für welche Fachrichtung ich besonders geeignet bin. Meine Mutter und Lehrer sagten immer, ich könne mit solchen Noten alles machen – aber niemand schlug etwas Konkretes vor."

Letztlich entschied sie sich für eine Ausbildung zur Chemielaborantin bei der Dräger Safety AG & Co KGaA. Ihre guten Noten und Leistungen ermöglichten es, die Ausbildung auf drei Jahre zu verkürzen und führten im Anschluss zur Übernahme in eine Festanstellung bei der Dräger Medical. Hier prüfte Kinski medizinische Geräte wie Beatmungsgeräte. "Das war eine spannende und im höchsten Maße verantwortungsvolle Arbeit." So relevant die Aufgabe war, so sehr beeindruckte sie allerdings der Berufsalltag der leitenden Ingenieurinnen. Ihre Aufgaben motivierten die Chemielaborantin, doch noch ein Studium anzuhängen. Und als ihr selbst der Vorgesetzte vorschlug zu studieren, da verlor Kinski keine weitere Zeit.

Mit Anlauf über die Lernhürde
An der FOS holte sie ihr Fachabitur in einem Jahr nach. Eigentlich unnötig, denn mit der Ausbildung hätte sie bereits an der Fachhochschule Chemie und Umwelttechnik studieren können, wenn sie eine sogenannte Hochbegabtenprüfung bestanden hätte. "Ich war zwar eine gute Schülerin, aber ich fühle mich einfach nicht hochbegabt." Direkt im Anschluss folgte dann das Studium an der FH Lübeck. Und wie in nahezu jedem Ingenieurstudium gab es auch bei ihr die ein oder andere Lern- und Themenhürde. Doch Kinski bewies Ehrgeiz und absolvierte das Studium in Regelstudienzeit, ohne auch nur in einer Prüfung durchzufallen.

Für ihre Bachelorarbeit bewarb sie sich dann bei Contros. "Die Arbeit ist ja eng mit dem Meer verbunden. Und da ich als Kind eigentlich Meeresbiologin werden wollte, war das ein bisschen die Erfüllung meines Kindheitstraumes." In ihrer Abschlussarbeit untersuchte sie die Auswirkungen von Rohöl und marinen Kraftstoffen auf die Permeabilität von Silikon. Da die HydroC-Sensoren von Contros mit einer Silikon-Membran ausgestattet sind – und Kinski wohl einen bleibenden Eindruck im Unternehmen hinterließ – übernahm man sie kurzerhand als "Expertin" für Membrantechnologie. Und so entwickelt sie derzeit einen neuen Membrantyp, der in Kürze serienreif werden soll. So schnell kann's gehen.

Arbeit auf See
Neben der Laborarbeit unterstützt sie die Qualitätssicherung, nimmt an internationalen Messen und Kongressen teil und hält Vorträge. Typischer Ingenieuralltag in einem untypischen Unternehmen. Nicht nur, weil Kinski auch mal zehn Tage auf See einen Sensor-Prototypen betreut. Auch die Arbeitszeiten sind individuell, schließlich hat sie mit 32 Wochenarbeitsstunden eine angenehme 4-Tage-Woche: "Ich habe mir weder nach der Schule noch nach der Ausbildung eine Auszeit gegönnt. Das kann ich so ein bisschen nachholen." Ingenieure sind eben allseits flexibel.

Weitere spannende Artikel über Berufe findet ihr unter www.think-ing.de, das Portal für angehende Ingenieure und Wissenschaftler.

Zum Video: "Steckbrief Nadja Kinski"

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